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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung eines Wirkstoffs zur
Herstellung eines Medikaments zur Behandlung von Schmerz. Insbesondere
betrifft die vorliegende Erfindung eine solche Verwendung zur Behandlung
von Schmerz durch intraspinale Verabreichung eines Neurotoxins.
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Viele,
falls nicht alle Leiden des Körpers
verursachen Schmerz. Allgemein wird Schmerz erfahren, wenn die freien
Nervenenden, die die Schmerzrezeptoren bilden, in der Haut sowie
bestimmten internen Geweben mechanischen, thermischen oder chemischen
Reizen unterworfen werden. Die Schmerzrezeptoren übertragen
Signale entlang afferenter Neuronen in das zentrale Nervensystem
und damit zum Gehirn.
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Die
Ursachen für
Schmerz können
Entzündung,
Verletzung, Krankheit, Muskelkrampf und das Einsetzen eines neuropathischen
Ereignisses oder Syndroms einschließen. Ineffektiv behandelter Schmerz
kann verheerend für
die Person sein, die ihn erfährt,
indem er die Funktion einschränkt,
die Mobilität
reduziert, den Schlaf erschwert und dramatisch die Lebensqualität beeinträchtigt.
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Entzündungsschmerz
kann auftreten, wenn Gewebe beschädigt wird, wie es aus einer
Operation oder aufgrund eines abträglichen physikalischen, chemischen
oder thermischen Ereignisses oder einer Infektion durch ein biologisches
Mittel resultieren kann. Obwohl Entzündungsschmerz allgemein reversibel
ist und aufhört,
wenn das verletzte Gewebe repariert oder der schmerzinduzierende
Reiz entfernt ist, besitzen die derzeitigen Verfahren zur Behandlung
von Entzündungsschmerz
viele Nachteile und Mängel.
So kann die typische orale, parenterale oder topische Verabreichung
eines schmerzstillenden Wirkstoffs zur Behandlung der Symptome von Schmerz
oder zum Beispiel eines Antibiotikums zur Behandlung von ursächlichen
Faktoren für
Entzündungsschmerz
zu einer breiten systemischen Verteilung des Wirkstoffs und unerwünschten
Nebenwirkungen führen.
Zusätzlich
leidet die derzeitige Therapie für
Entzündungsschmerz
an kurzen Wirksamkeitsdauern des Wirkstoffs, was eine häufige erneute Wirkstoffverabreichung
mit einer möglichen resultierenden
Wirkstoffresistenz, Antikörperentwicklung und/oder
Wirkstoffabhängigkeit
und -sucht erfordert, die alle unzufriedenstellend sind. Außerdem erhöht die häufige Wirkstoffverabreichung
den Aufwand der Behandlung für
den Patienten und kann für
den Patienten erfordern, sich an das Festhalten an einem Dosierungsschema
erinnern zu müssen.
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Neuropathischer
Schmerz ist ein andauerndes oder chronisches Schmerzsyndrom, das
aus einer Schädigung
des Nervensystems, der peripheren Nerven, des Dorsalwurzelganglions
oder der Dorsalwurzel oder des zentralen Nervensystems resultieren kann.
Neuropathische Schmerzsyndrome schließen Allodynie, verschiedene
Neuralgien, wie postherpetische Neuralgie und Trigeminusneuralgie,
Phantomschmerz und komplexe regionale Schmerzsyndrome, wie sympathetische
Reflexdystrophie und Kausalgie., ein. Kausalgie ist durch einen
spontanen brennenden Schmerz in Kombination mit Hyperalgesie und
Allodynie gekennzeichnet.
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Unglücklicherweise
haben derzeitige Verfahren zur Behandlung von neuropathischem Schmerz, wie
durch Lokalanästhetikablocker,
die auf Auslöserpunkte,
periphere Nerven, Nervengeflechte, Dorsalwurzeln und auf das sympathische
Nervensystem ausgerichtet sind, nur kurzlebige schmerzunterbrechende
Wirkungen. Zusätzlich
führen
länger
andauernde analgetische Behandlungsverfahren, wie Blockierungen
durch Phenolinjektion oder Kryotherapie, zu einem beträchtlichen
Risiko einer irreversiblen funktionellen Beeinträchtigung. Außerdem hat
die chronische epidurale oder intrathekale (kollektiv "intraspinale") Verabreichung von
Wirkstoffen, wie Clonidin, Steroiden, Opioiden oder Midazolam, signifikante
Nebenwirkungen und eine fragwürdige
Wirksamkeit.
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Tragischerweise
gibt es kein bestehendes Verfahren zur angemessenen, vorhersagbaren
und spezifischen Behandlung von etabliertem neuropathischem Schmerz
(C. Woolf et al., Neuropathic Pain: Aetiology, Symptoms, Mechanisms
and Management, Lancet 1999; 353; 1959–64), da die derzeitigen Behandlungsverfahren
für neuropathischen
Schmerz bloß aus
dem Versuch bestehen, dem Patienten bei dem Zurechtkommen durch
psychologische oder Beschäftigungstherapie
zu helfen, anstelle durch Reduzieren oder Eliminieren des erfahrenen
Schmerzes.
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US-A-5
714 468 offenbart ein Verfahren zur Behandlung von Kopfschmerz,
das die Verabreichung von Botulinumtoxin durch intramuskuläre Injektion
einschließt.
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Spastik
oder Muskelkrampf kann eine ernsthafte Erschwerung von Trauma des
Rückenmarks oder
anderen Störungen
sein, die eine Schädigung innerhalb des
Rückenmarks
erzeugen, und der Muskelkrampf wird häufig von Schmerz begleitet.
Der während
eines Muskelkrampfes erfahrene Schmerz kann aus der direkten Wirkung
des Muskelkrampfes resultieren, der die mechanosensitiven Schmerzrezeptoren
stimuliert, oder aus der indirekten Wirkung des Krampfes, der Blutgefäße zusammendrückt und Blutleere
verursacht. Da der Krampf die Stoffwechselgeschwindigkeit im betroffenen
Muskelgewebe erhöht,
wird die relative Blutleere größer, wodurch
Bedingungen für
die Freisetzung von schmerzinduzierenden Stoffen geschaffen werden.
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Innerhalb
der Umschließung
durch den Wirbelkanal für
das Rückenmark
durch die Knochen der Wirbel wird das Rückenmark durch drei Meningenhäute umgeben,
die kontinuierlich zu denjenigen sind, die das Hirn verkapseln.
Die äußerste dieser drei
Meningenhäute
ist die Dura Mater, eine dichte, fibröse Membran, die vorne vom Periosteum
des Wirbels durch den Epiduralraum getrennt ist. Hinter der Dura
Mater befindet sich der Subduralraum. Der Subduralraum umgibt die
zweite der drei Meningenhäute, die
das Rückenmark
umgeben, die Arachnoidea. Die Arachnoidea ist von der dritten Meningenhaut,
der Pia Mater, durch den Subarachnoidal- oder Intrathekalraum getrennt.
Der Subarachnoidalraum ist mit Rückenmarksflüssigkeit
("cerebrospinal
fluid", CSF) gefüllt. Unter
der Pia Mater befindet sich das Rückenmark. Somit ist die Abfolge
nach Innen oder nach Hinten vom Wirbel der Epiduralraum, die Dura
Mater, der Subduralraum, die Arachnoidea, der Intrathekalraum, die
Pia Mater und das Rückenmark.
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Die
therapeutische Verabreichung bestimmter Wirkstoffe auf intraspinale
Weise, d.h. in entweder den Epiduralraum oder den Intrathekalraum,
ist bekannt. Die Verabreichung eines Wirkstoffs direkt in den Intrathekalraum
kann entweder durch Lumbalpunktionsinjektion oder durch Katheterisierung
erfolgen. Die intrathekale Wirkstoffverabreichung kann die Inaktivierung
einiger Wirkstoffe, wenn sie auch oral eingenommen werden, und die
systemischen Effekte der oralen oder intravenösen Verabreichung vermeiden.
Zusätzlich
erlaubt die intrathekale Verabreichung die Verwendung einer wirksamen
Dosis, die nur ein Bruchteil der wirksamen Dose ist, die bei oraler
oder parenteraler Verabreichung erforderlich ist. Außerdem ist
der Intrathekalraum allgemein groß genug, um einen kleinen Katheter
aufzunehmen, wodurch chronische Wirkstoffübertragungssysteme ermöglicht werden.
Es ist somit bekannt, Spastik durch intrathekale Verabreichung von
Baclofen zu behandeln. Zusätzlich
ist es bekannt, die intrathekale Verabreichung von Baclofen mit
intramuskulären
Injektionen von Botulinumtoxin für
die zusätzliche
Wirkung von intramuskulärem
Botulinum zur reduzierten Muskel spastik zu kombinieren. Außerdem ist
es bekannt, Schmerz durch intraspinale Verabreichung der Opioide
Morphin und Fentanyl zu behandeln, wie dargestellt in J. Gianno
et al., Intrathecal Drug Therapy for Spasticity and Pain, Springer-Verlag
(1996).
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Das
derzeitige Medikament zur intrathekalen Behandlung von chronischem
Schmerz ist durch Verwendung einer Intrathekalpumpe, wie das SynchroMed® Infusion
System, einer programmierbaren implantierten Pumpe, die von Medtronic,
Inc. aus Minneapolis, Minnesota erhältlich ist. Eine Pumpe ist
erforderlich, weil die schmerzunterbrechenden oder krampflösenden Wirkstoffe
bei der derzeitigen Verwendung eine kurze Aktivitätsdauer
aufweisen und deshalb häufig
erneut verabreicht werden müssen, wobei
die erneute Verabreichung durch tägliche Lumbalpunktionsinjektionen
nicht praktisch durchgeführt
wird. Die Pumpe wird chirurgisch unter der Haut des Unterleibs des
Patienten plaziert. Ein Ende eines Katheters ist mit der Pumpe verbunden,
und das andere Ende des Katheters wird in einen CSF-gefüllten Subarachnoidal-
oder Intrathekalraum im Rückenmark
des Patienten geführt.
Die implantierte Pumpe kann zur kontinuierlichen oder unterbrochenen
Infusion des Wirkstoffs durch den intrathekal lokalisierten Katheter
programmiert werden. Komplikationen können aufgrund des erforderlichen
chirurgischen Implantationsverfahrens entstehen, und die bekannten intrathekal
verabreichten Wirkstoffe für
Schmerz haben die Nachteile einer kurzen Wirkungsdauer, Lipidlöslichkeit,
was die Passage aus dem Intrathekalraum erlaubt, und eines systemischen
Transports und/oder von Diffusion in höhere ZNS-Gebiete mit einer
resultierenden potentiellen resultierenden Atemdepression.
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Somit
besteht ein signifikantes Problem bei vielen, wenn nicht allen der
bekannten, intrathekal verabreichten Wirkstoffe, die zur Behandlung
von Schmerz verwendet werden, ob durch Lumbalpunktion oder durch
Katheterisierung verabreicht, darin, daß der Wirkstoff aufgrund der
Löslichkeitseigenschaften
des Wirkstoffs den Intrathekalraum verlassen kann, und daß der Wirkstoff
zusätzlich
aufgrund schlechter neuronaler Bindungseigenschaften innerhalb des
CSF zu Hirngebieten des ZNS zirkulieren kann, wo potentiell Hirnfunktionen
beeinflußt
werden können.
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Botulinumtoxin
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Das
anaerobe, Gram-positive Bakterium Clostridium botulinum erzeugt
ein hochwirksames Polypeptidneurotoxin, Botulinumtoxin, das eine
neuroparalytische Erkrankung bei Menschen und Tieren verursacht,
die als Botulismus bezeichnet wird. Die Sporen von Clostridium botulinum
werden im Boden gefunden und können
in ungenügend
sterilisierten und versiegelten Lebensmittelbehältern für die häusliche Konservenherstellung
wachsen, die die Ursache für
viele der Fälle
von Botulismus sind. Die Wirkungen von Botulismus erscheinen typischerweise 18
bis 36 Stunden nach dem Verzehr der mit einer Clostridium botulinum-Kultur
oder solchen Sporen infizierten Lebensmittel. Das Botulinumtoxin
kann ungeschwächt
durch die Darmwand gelangen und das zentrale Nervensystem angreifen.
Die höchsten
Hirnnerven werden zuerst beeinträchtigt,
gefolgt den unteren Hirnnerven und dann den peripheren motorischen
Neuronen. Symptome einer unbehandelten Vergiftung mit Botulinumtoxin
können
fortschreiten von und einschließen:
mediale Rektus-Parese, Ptose, träge
Pupillenreaktion auf Licht, Schwierigkeit beim Gehen, Schlucken
und Sprechen, Lähmung
der Atemmuskulatur und Tod.
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Botulinumtoxin
Typ A ist das tödlichste,
dem Menschen bekannte natürliche
biologische Mittel. Es wurde festgestellt, daß 39 Einheiten pro Kilogramm (E/kg)
von intramuskulärem
BOTOX®1 ein
LD50 bei Primaten ist (1: Botulinumtoxin
Typ A gereinigter Neurotoxin-Komplex, erhältlich von Allergan Inc., Irvine, Kalifornien.
Ein Botulinumtoxin Typ R-Komplex ist ebenfalls erhältlich von
Porton Products, Ltd., UK unter der Handelsbezeichnung DYSPORT).
Eine Einheit (E) von Botulinumtoxin kann als der LD50-Wert bei
intraperitonealer Injektion in Mäuse
definiert werden. BOTOX® enthält ca. 4,8 ng Botulinumtoxin
Typ A-Komplex pro Fläschchen
mit 100 Einheiten. So wäre
für einen
Menschen mit 70 kg ein LD50-Wert von ca.
40 E/kg ca. 134 ng oder 28 Fläschchen
(2800 Einheiten) von intramuskulärem
BOTOX®.
Sieben immunologisch unterschiedliche Botulinumneurotoxine wurden
charakterisiert, die die Neurotoxin-Serotypen A, B, C1, D, E, F
bzw. G sind, von denen jedes durch Neutralisierung mit typspezifischen
Antikörpern
unterschieden wird. Die Neurotoxin-Komponente ist nicht-kovalent
an nichttoxische Proteine unter Bildung von Komplexen mit hohem
Molekulargewicht gebunden. Die unterschiedlichen Serotypen von Botulinumtoxin
variieren in der Tierart, die sie beeinflussen, und in der Schwere
und Dauer der Lähmung,
die sie hervorrufen. Zum Beispiel wurde festgestellt, daß Botulinumtoxin
Typ A 500-mal wirksamer, gemessen durch die in der Ratte erzeugte
Rate der Lähmung, als
Botulinumtoxin Typ B ist. Zusätzlich
wurde festgestellt, daß Botulinumtoxin
Typ B nicht-toxisch in Primaten bei einer Dosis von 480 E/kg ist,
was das ca. 12-fache des LD50-Wertes von
Botulinumtoxin Typ A für
Primaten ist (E. Moyer et al., Botulinum Toxin Type B: Experimental
and Clinical Experience, Kapitel 6, Seiten 71-85 aus "Therapy With Bolulinum
Toxin", Hrsg. J.
Jankovic et al. (1994), Marcel Dekker, Inc.).
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Kleine
Mengen von Botulinumtoxin wurden verwendet, um eine übermäßige Kontraktion
von Skelett- und glatter Muskulatur und Schließmuskel zu reduzieren. Das
Botulinumtoxin kann direkt in den hyperaktiven oder hypertonischen
Muskel oder seine unmittelbare Nachbarschaft injiziert werden, und
es wird angenommen, daß es
seine Wirkung durch Betreten peripherer präsynaptischer Nervenenden am neuromuskulären Übergang
und durch Blockierung der Freisetzung von Acetylcholin ausübt. Die
betroffenen Nervenenden werden dadurch an der Stimulierung der Muskelkontraktion
gehemmt, was zu einer Reduktion des Muskeltonus führt. Bei
intramuskulärer
Injektion in therapeutischen Dosen kann Botulinumtoxin Typ A deshalb
zur Erzeugung einer lokalen chemischen Denervierung und damit einer
lokalisierten Schwächung
oder Lähmung
und Entlastung von übermäßigen ungewollten
Muskelkontraktionen verwendet werden.
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Klinische
Wirkungen von peripherem intramuskulärem Botulinumtoxin Typ A werden
gewöhnlich
innerhalb einer Woche nach Injektion beobachtet. Die typische Dauer
der symptomatischen Abhilfe aus einer einzelnen intramuskulären Injektion
von Botulinumtoxin Typ A beträgt
im Durchschnitt ca. 3 Monate. Therapeutisch mit einem Botulinumtoxin
behandelte Muskeln erholen sich schließlich von der durch das Toxin
induzierten temporären
Lähmung, wahrscheinlich
aufgrund der Entwicklung neuer Nerventriebe oder des Wiederauftretens
von Nervenübertragung
aus der ursprünglichen
Synapse oder beidem. Ein Nerventrieb kann einen neuen neuromuskulären Übergang
einrichten. So kann die neuromuskuläre Übertragung allmählich über einen
Zeitraum von mehreren Monaten zum Normalzustand zurückkehren.
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In
Skelett- und glatten Muskelgeweben scheint Botulinumtoxin keine
merkliche Affinität
für andere
Organe oder Gewebe als cholinerge Neuronen am neuromuskulären Übergang
zu haben, wo das Toxin an neuronale Rezeptoren bindet und durch sie
aufgenommen wird und, wie angegeben, die präsynaptische Freisetzung des
Neurotransmitters Acetylcholin blockiert, ohne einen Nervenzelltod
zu verursachen.
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Botulinumtoxine
werden zu Behandlung eines zunehmenden Feldes von Störungen in
bezug auf die cholinerge Nervensystemübertragung verwendet, zum Beispiel
gekennzeichnet durch hyperaktive neuromuskuläre Aktivität in spezifischen fokalen oder
segmentalen striären
oder glatten Muskelregionen. So wird die intramuskuläre Injektion
eines oder mehrerer der Botulinumtoxin-Serotypen verwendet, um Blepharospasmus,
spastischen Schiefhals, ein seitigen Gesichtskrampf, Dysphonia spastica,
orale Unterkieferdystonie und Gliedmaßendystonien, Gesichtsmuskulaturschmerz,
Bruxismus, Achalasie, zitterndes Kinn, Spastizität, Kinderlähmung, Hyperhidrosis, übermäßigen Speichelfluß, nicht-dystonische
Tremoren, Stirnfalten, fokale Dystonien, Spannungskopfschmerz, Migränekopfschmerz
und Kreuzschmerz zu behandeln. Häufig
wurde eine signifikante Schmerzerleichterung ebenfalls durch eine solche
intramuskuläre
Therapie erfahren. Diese Vorzüge
wurden nach lokaler intramuskulärer
Injektion von, am häufigsten,
Botulinumtoxin Typ A oder dem einen oder anderen der weiteren Botulinumtoxin-Serotypen
beobachtet. Die Botulinumtoxin-Serotypen B, C1, D, E und F haben
offensichtlich eine geringere Wirksamkeit und/oder eine kürzere Wirkungsdauer im
Vergleich zu Botulinumtoxin Typ A bei einer ähnlichen Dosierungsmenge.
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Obwohl
alle Botulinumtoxin-Serotypen offensichtlich die Freisetzung des
Neurotransmitters Acetylcholin am neuromuskulären Übergang hemmen, tun sie dies
durch Beeinflussung unterschiedlicher neurosekretorischer Proteine
und/oder Spaltung dieser Proteine an unterschiedlichen Orten. Zum
Beispiel spalten die Botulinum-Typen A und E beide das 25 kiloDalton
(kD) synaptosomal-assoziierte Protein (SNAP-25), aber sie zielen
auf unterschiedliche Aminosäuresequenzen
innerhalb diese Proteins. Die Botulinumtoxin-Typen B, D, F und G
wirken auf das Vesiel-assoziierte Protein (VAMP, ebenfalls als Synaptobrevin
bezeichnet), wobei jeder Serotyp das Protein an einem unterschiedlichen
Ort spaltet. Schließlich wurde
gezeigt, daß der
Botulinumtoxin-Typ C1 sowohl Syntaxin als auch SNAP-25 spaltet.
Diese Unterschiede im Wirkungsmechanismus können die relative Wirksamkeit
und/oder Wirkungsdauer der verschiedenen Botulinumtoxin-Serotypen
beeinflussen.
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Das
Molekulargewicht eines sezernierten Botulinumtoxin-Proteinmoleküls für alle sieben
der bekannten Botulinumtoxin-Serotypen beträgt ca. 150 kD. Interessanterweise
werden die Botulinumtoxine durch clostridiale Bakterien als Komplexe
freigesetzt, die das 150 kD-Botulinumtoxin-Proteinmolekül neben
assoziierten Nicht-Toxinproteinen umfassen. So kann der Botulinumtoxin
Typ A-Komplex durch clostridiale Bakterien als Formen mit 900 kD,
500 kD und 300 kD erzeugt werden. Die Botulinumtoxin-Typen B und
C1 werden offensichtlich nur als ein 500 kD-Komplex erzeugt. Der
Botulinumtoxin-Typ D wird sowohl als 300 kD- als auch als 500 kD-Komplex
erzeugt. Schließlich
werden die Botulinumtoxin-Typen E und F als nur als ca. 300 kD-Komplexe erzeugt.
Es wird angenommen, daß die
Komplexe (d.h. ein Molekulargewicht von mehr als ca. 150 kD) ein
Nicht-Toxin-Hämagglutininprotein
und ein Nicht-Toxin- und nicht-toxisches Nicht-Hämagglutininprotein enthalten.
Diese zwei Nicht-Toxinproteine (die neben dem Botulinumtoxin-Molekül den relevanten
Neurotoxin-Komplex umfassen) können
zur Bereitstellung von Stabilität
gegen Denaturierung für
das Botulinumtoxin-Molekül
und Schutz gegen Verdauungssäuren
wirken, wenn das Toxin aufgenommen wird. Zusätzlich ist es möglich, daß die größeren (größer als
150 kD Molekulargewicht) Botulinumtoxin-Komplexe zu einer langsameren
Diffusionsgeschwindigkeit des Botulinumtoxins weg vom Ort der intramuskulären Injektion
eines Botulinumtoxin-Komplexes führen
können.
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Der
biochemische Mechanismus der Wirkungen von Botulinumtoxin auf zentrale
Nervengewebe ist umstritten. Zusätzlich
muß die
Anzahl von betroffenen ZNS-Neurotransmittern sowie das Ausmaß und die
Natur der Wirkung von Botulinumtoxin auf die Synthese, Freisetzung,
Anreicherung und den Metabolismus unterschiedlicher ZNS-Neurotransmitter noch
bestimmt werden. In-vitro-Untersuchungen haben gezeigt, daß Botulinumtoxin
die Kaliumkationen-induzierte Freisetzung von sowohl Acetylcholin als
auch Norepinephrin aus primären
Zellkulturen von Hirngewebe hemmt. Zusätzlich wurde berichtet, daß Botulinumtoxin
die hervorgerufene Freisetzung von sowohl Glycin als auch Glutamat
in Primärkulturen
von Rückmarksneuronen
hemmt, und daß Botulinumtoxin
in Hirnsynaptosomzubereitungen die Freisetzung von jedem der Neurotransmitter
Acetylcholin, Dopamin, Norepinephrin, CGRP und Glutamat hemmt.
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Botulinumtoxin
Typ A kann durch Einrichten und Kultivieren von Kulturen von Clostridium
botulinum in einem Fermenter und anschließendes Ernten und Reinigen
der fermentierten Mischung gemäß bekannten
Verfahren erhalten werden. Alle Botulinumtoxin-Serotypen werden
ursprünglich
als inaktive Einzelkettenproteine synthetisiert, die durch Proteasen gespalten
oder gebrochen werden müssen,
um neuroaktiv zu werden. Die bakteriellen Stämme, die die Botulinumtoxin-Serotyen
A und G herstellen, besitzen endogene Proteasen, und Serotypen A
und G können
deshalb aus bakteriellen Kulturen in ihrer vorherrschend aktiven
Form gewonnen werden. Im Gegensatz werden die Botulinumtoxin-Serotypen
C1, D und E durch nicht-proteolytische Stämme synthetisiert und sind
deshalb typischerweise nicht aktiviert, wenn sie aus der Kultur
gewonnen werden. Die Serotypen B und F werden durch sowohl proteolytische als
auch nicht-proteolytische Stämme
erzeugt und können
deshalb in entweder der aktiven oder der inaktiven Form gewonnen
werden. Jedoch spalten selbst die proteolytischen Stämme, die
zum Beispiel den Botulinumtoxin Typ B-Serotyp erzeugen, nur einen
Teil des erzeugten Toxins. Der genaue Anteil von gebrochenen zu
ungebrochenen Molekülen
hängt von
der Dauer der Inkubation und der Temperatur der Kultur ab. Deshalb
wird wahrscheinlich ein gewisser Prozentanteil jeder Herstellung
von zum Beispiel dem Botulinumtoxin Typ B-Toxin inaktiv sein, was möglicherweise
auf die bekannte signifikant geringere Wirksamkeit von Botulinumtoxin
Typ B im Vergleich zu Botulinumtoxin Typ A zurückzuführen ist. Die Gegenwart von
inaktiven Botulinumtoxin-Molekülen
in einer klinischen Zubereitung wird zur Gesamtproteinlast der Zubereitung
beitragen, die mit einer erhöhten
Antigenität
verbunden wurde, ohne zu ihrer klinischen Wirksamkeit beizutragen.
Zusätzlich
ist es bekannt, daß Botulinumtoxin
Typ B bei intramuskulärer
Injektion eine kürzere
Aktivitätsdauer
hat und ebenfalls weniger wirksam als Botulinumtoxin Typ A bei der
gleichen Dosierungsmenge ist.
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Was
deshalb erforderlich ist, ist ein Verfahren zur effektiven Behandlung
von Schmerz und/oder Spasmus (Krampf) durch intraspinale Verabreichung eines
Pharmazeutikums, das die Eigenschaften einer langen Wirkungsdauer,
geringe Diffusionsgeschwindigkeiten aus einem intrathekalen Raum,
wo es verabreicht wird, geringe Diffusionsgeschwindigkeiten zu anderen
intrathekalen Gebieten außerhalb
des Verabreichungsortes, Spezifität für die Behandlung von Schmerz
und beschränkte
oder insignifikante Nebenwirkungen bei therapeutischen Dosismengen hat.
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ZUSAMMENFASSUNG
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Die
vorliegend Erfindung erfüllt
diese Anforderungen und stellt Medikamente zu wirksamen Behandlung
von Schmerz durch intraspinale Verabreichung eines Neurotoxins bereit,
das die Eigenschaften einer langen Wirkungsdauer, geringe Diffusionsgeschwindigkeiten
aus zum Beispiel einem intrathekalen Raum, wo es verabreicht wird,
geringe Diffusionsgeschwindigkeiten zu anderen intrathekalen Gebieten
außerhalb
des Verabreichungsortes, Spezifität für die Behandlung von Schmerz
und beschränkte oder
insignifikante Nebenwirkungen bei therapeutischen Dosismengen hat.
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Ein
Verfahren zur Behandlung von Schmerz auf Basis der vorliegenden
Erfindung kann den Schritt der intraspinalen Verabreichung eines
Neurotoxins an ein Säugetier
aufweisen, wodurch der vom Säugetier
erfahrene Schmerz gelindert wird. Das verwendete Neurotoxin ist
ein Botulinumtoxin, wie eines aus oder eine Kombination aus einem
oder mehreren Botulinumtoxin-Serotypen
A, B, C, D, E, F und G. Am meisten bevorzugt ist das verwendete
Botulinumtoxin Botulinumtoxin Typ A wegen der hohen Wirksamkeit,
leichten Verfügbarkeit
und langen Geschichte der klinischen Verwendung von Botulinumtoxin
Typ A zur Behandlung verschiedener Störungen.
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Das
intraspinal verabreichte Neurotoxin wurde nicht mit einer neuronalen
Zielausrichtungseinheit ("targeting
moiety") konjugiert,
gebunden, angeheftet oder fusioniert und wird nicht damit in Verbindung verabreicht.
Eine neuronale Zielausrichtungseinheit ist eine Verbindung, die
funktionell mit einem Bindungsort an einem Neuron wechselwirkt,
um eine physikalische Assoziierung zwischen der Zielausrichtungseinheit
und/oder einem an die Zielausrichtungseinheit gebundenen Konjugat
und der Oberfläche des
Neurons, wie einem primären
sensorischen afferenten Neuron, zu verursachen. Deshalb stellt die Zielausrichtungseinheit
Spezifität
oder Bindungsaffinität
für ein
oder mehrere Typen von Neuronen bereit. In der vorliegenden Erfindung
fehlt jeder pharmazeutischen Zubereitung (d.h. einer rekonstituierten Lösung von
Neurotoxin, Natriumchlorid (Kochsalzlösung) und Stabilisator wie
Albumin), die ein Neurotoxin zur Verwendung gemäß den offenbarten Verfahren
beinhaltet, jede absichtlich angebrachte oder hergestellte neuronale
Zielausrichtungseinheit oder ist im wesentlichen frei davon.
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Die
Verwendung eines oder mehrerer Zielausrichtungseinheit-Artefakte
oder -Konstrukte ist vom Umfang der vorliegenden Erfindung als unnötig ausgeschlossen,
weil wir überraschend
gefunden haben, daß die
intraspinale Neurotoxinverabreichung gemäß der vorliegenden Erfindung
eine signifikante Schmerzlinderung liefert, obwohl sogar das Neurotoxin
nicht in Verbindung mit irgendeiner nicht-nativen oder nicht-inhärenten Zielausrichtungseinheit
für die neuronale
Neurotoxin-Zielausrichtungseinheit verabreicht wird. Deshalb haben
wir unerwartet gefunden, daß ein
natives Neurotoxin wie Botulinumtoxin Typ A bei intraspinaler Verabreichung
mit Neuronen des ZNS Wechselwirken kann und eine Schmerzlinderung
bereitstellen kann, obwohl sogar dem Neurotoxin nicht künstlich
oder manipulativ eine neuronale Spezifität oder Bindungsaffinität zugewiesen
wurde, wie zum Beispiel durch Anbringung einer neuronalen Zielausrichtungseinheit
an das Neurotoxin. Vor unserer Erfindung wurde angenommen, wie nachfolgend erörtert, daß ein Neurotoxin,
wie zum Beispiel Botulinumtoxin Typ A, bei intraspinaler (einschließlich intrathekaler)
Verabreichung ausgedehnte, unfokussierte, diffuse und nachteilige
Wirkungen auf das ZNS ausüben
würde,
wobei solche nachteiligen Wirkungen Spastizität einschließen. Daher die vermutete Notwendigkeit
für die
absichtliche Anbringung einer neuronalen Zielausrichtungseinheit
an das Neurotoxin, um diese mutmaßlichen nachteiligen Wirkungen
abzuschwächen
oder zu eliminieren, die aus der intraspinalen Verabreichung eines
Neurotoxins, wie zum Beispiel eines Botulinumtoxins Typ A, resultieren.
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Wir
haben überraschend
festgestellt, daß ein Botulinumtoxin,
wie zum Beispiel Botulinumtoxin Typ A, intraspinal in Mengen zwischen
ca. 10–3 E/kg
und ca. 60 E/kg verabreicht werden kann, um Schmerz zu lindern,
der von einem Säugetier
erfahren wird, wie zum Beispiel von einem menschlichen Patienten.
Bevorzugt wird das verwendete Botulinumtoxin intraspinal in einer
Menge zwischen ca. 10–2 E/kg und ca. 50 E/kg
verabreicht. Besonders bevorzugt wird das Botulinumtoxin in einer
Menge zwischen ca. 10–1 E/kg und ca. 40 E/kg
verabreicht. Am meisten bevorzugt wird das Botulinumtoxin in einer
Menge zwischen ca. 1 E/kg und ca. 30 E/kg verabreicht. In einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden offenbarten Verfahren wird das Botulinumtoxin in
einer Menge zwischen ca. 1 E/kg und ca. 20 E/kg verabreicht, und
in einigen klinischen Einstellungen kann das Botulinumtoxin vorteilhaft
in einer Menge zwischen ca. 1 E/kg und ca. 10 E/kg verabreicht werden.
Signifikanterweise kann die schmerzlindernde Wirkung der vorliegenden
offenbarten Verfahren für bis
zu 10 Tage oder für
bis zu 20 Tage und in Abhängigkeit
von den Faktoren, wie zum Beispiel der verwendeten Dosierung, für bis zu
3 Monate pro Neurotoxinverabreichung andauern.
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Die
intraspinale Verabreichung des Neurotoxins erfolgt bevorzugt durch
intrathekale Verabreichung, wie zum Beispiel intrathekal an eine
kraniale, zervikale, Brust-, lumbale, sakrale oder Schwanzwirbel-Region
des zentralen Nervensystems, und der Verabreichungsschritt kann
die Schritte aus Zugreifen auf einen Subarachnoidalraum des zentralen Nervensystems
des Säugetiers
und Injizieren des Neurotoxins in den Subarachnoidalraum einschließen. Der
Zugriffsschritt kann durch Bewirken einer Spinalpunktion durchgeführt werden.
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Alternativ
kann der intraspinale Verabreichungsschritt die Schritte aus Katheterisierung
eines Subarachnoidalraums des zentralen Nervensystems des Säugetiers,
gefolgt von Injektion des Neurotoxins durch einen Katheter einschließen, der
durch den Katheterisierungsschritt in den Subarachnoidalraum eingeführt wurde.
Man bemerke, daß es
vor dem Injektionsschritt den Schritt des Anbringens oder Implantierens
eines Verabreichungsmittels am/in das Säugetier zur Verabreichung des
Neurotoxins an das zentrale Nervensystem des Säugetiers geben kann. Des Verabreichungsmittel
kann aus einem Reservoir des Neurotoxins aufgebaut sein, wobei das
Reservoir funktionsfähig
mit einem Pumpenmittel zum Pumpen einer Teilmenge des Neurotoxins
aus dem Reservoir und in ein Ende des Katheters im Subarachnoidalraum
verbunden ist.
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Es
ist wichtig festzustellen, daß der
Verabreichungsschritt vor dem Einsetzen oder nach dem Auftreten
eines nozizeptiven Ereignisses oder Syndroms (inflammatorisch, neuropathisch,
verletzungsinduziert, aus Krebs, Spastik etc. resultierend), das
durch das Säugetier
erfahren wird, durchgeführt
werden kann. So kann der Verabreichungsschritt ca. mehr als 0,5
Stunden vor bis zu 14 Tage vor dem Einsetzen des nozizeptiven Ereignisses
durchgeführt
werden. Besonders bevorzugt wird der Verabreichungsschritt ca. mehr
als 0,5 Stunden vor bis zu ca. 10 Tage vor dem Einsetzen des nozizeptiven
Ereignisses durchgeführt.
Am meisten bevorzugt wird der Verabreichungsschritt ca. mehr als
0,5 Stunden vor bis ca. 7 Tage, 4 Tage, 24 Stunden oder 6 Stunden
vor dem Einsetzen des nozizeptiven Ereignisses durchgeführt. In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird der Verabreichungsschritt ca. 2
Stunden vor bis ca. 5 Stunden vor dem Einsetzen des nozizeptiven
Ereignisses durchgeführt.
Die vorliegenden Verfahren können
zur Behandlung des mit Allodynie assoziierten Schmerzes verwendet
werden.
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Eine
ausführliche
Ausführungsform
eines Verfahrens unter Verwendung des Medikaments, das im Umfang
der vorliegenden Erfindung hergestellt wurde, kann die Schritte
aus zuerst Katheterisierung eines Subarachnoidalraums des zentralen
Nervensystems des Säugetiers
durch Vornehmen eines Einschnitts durch die Haut des Säugetiers
und anschließendes
Einfädeln
eines Katheters durch den Einschnitt in den Subarachnoidalraum einschließen, wobei
der Katheter ein offenes erstes Ende und ein abseitiges offenes
zweites Ende aufweist. Zweitens durch Anbringen oder Implantieren
eines Verabreichungsmittels an oder in das Säugetier zur Verabreichung eines
Botulinumtoxins an den Subarachnoidalraum des zentralen Nervensystems
des Säugetiers,
wobei das Verabreichungsmittel ein Reservoir zur Aufnahme einer
mehrfachen Dosismenge des Botulinumtoxin umfaßt, wobei das Reservoir mit
einem Pumpenmittel zum Pumpen einer Teilmenge des Botulinumtoxins
aus dem Reservoir und in das erste Ende eines Katheters verbunden
ist, wobei das erste Ende des Katheters mit dem Pumpenmittel verbunden
ist. Drittens Aktivieren des Pumpenmittels und schließlich Injizieren
von ca. 10–3 E/kg
bis ca. 60 E/kg des Botulinumtoxins in den Subarachnoidalraum des
zentralen Nervensystems des Säugetiers und
durch das zweite Ende des Katheters, um dadurch den vom Säugetier
erfahrenen Schmerz zu lindern.
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Ein
anderes bevorzugtes Verfahren unter Verwendung des im Umfang der
vorliegenden Erfindung hergestellten Medikaments ist ein Verfahren
zur In-vivo-Abschwächung einer
nozizeptiven Aktivität oder
Erfahrung eines menschlichen Patienten, wobei das Verfahren den
Schritt der intraspinalen Verabreichung einer therapeutisch wirksamen
Menge eines Botulinumtoxins an einen menschlichen Patienten umfaßt, um dadurch
eine In-vivo-Abschwächung
einer nozizeptiven Aktivität
oder Erfahrung des menschlichen Patienten zu verursachen. Der intraspinale
Verabreichungsschritt kann nach oder vor dem Auftreten oder Einsetzen
einer nozizeptiven Aktivität,
Erfahrung, Empfindung oder eines Syndroms durchgeführt werden.
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Ein
weiteres bevorzugtes Verfahren unter Verwendung des im Umfang der
vorliegenden Erfindung hergestellten Medikaments ist ein Verfahren
zur Behandlung von Schmerz durch Auswählen eines Neurotoxins mit
antinozizeptiver Aktivität,
Wählen
eines Teils eines zentralen Nervensystems eines Patienten, der eine
nozizeptive Aktivität
beeinflußt;
und intraspinale Verabreichung des ausgewählten Neurotoxins an den gewählten Teil
des gewählten
zentralen Nervensystems.
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Bemerkenswerterweise
kann das zur Durchführung
der vorliegenden Verfahren verwendete Neurotoxin durch ein clostridiales
Bakterium hergestellt werden, wie eine oder mehrere der Arten Clostridium
botulinum, Clostridium butyricum und Clostridium beratti.
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Ein
weiteres bevorzugtes Verfahren, das das im Umfang der vorliegenden
Erfindung hergestellte Medikament verwendet, ist ein Verfahren zur
Behandlung von Schmerz, wobei das Verfahren zur Behandlung von Schmerz,
den Schritt der Verabreichung eines Neurotoxins an das zentrale
Nervensystem oder an ein Dorsalwurzelganglion eines Säugetiers
umfaßt,
um dadurch den vom Säugetier
erfahrenen Schmerz zu lindern.
-
Die
vorliegend Erfindung schließt
ebenfalls in ihrem Umfang ein Verfahren ein, das ein modifiziertes
Neurotoxin verwendet. Mit einem modifizierten Neurotoxin ist ein
Neurotoxin gemeint, in dem eine oder mehrere seiner Aminosäuren deletiert,
modifiziert oder ausgetauscht wurden (im Vergleich zum nativen Neurotoxin)
und das durch rekombinante Technik hergestellte Neurotoxine sowie
Derivate und Fragmente eines rekombinant erzeugten Neurotoxins einschließt.
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ZEICHNUNGEN
-
Diese
und andere Merkmale, Aspekte und Vorteile der vorliegenden Erfindung
können
aus der folgenden Beschreibung, den Ansprüchen und den begleitenden Zeichnungen
leichter verständlich
sein, worin in allen nachfolgenden 1 bis 7 der
Begriff "Injektion" die intrathekale
Injektion bezeichnet.
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1 ist
ein Dosis-Reaktions-Diagramm, das zeigt, daß ein Verfahren unter Verwendung
eines im Umfang der vorliegenden Erfindung hergestellten Medikaments
den inflammatorischen Schmerz unter dem Formalinmodell der Ratte
lindert. Die x-Achse stellt die Zeit in Minuten nach Beginn des
Formalinmodells in Ratten dar. Die y-Achse stellt die Zeit dar, die
mit Anheben und Lecken der mit Formalin injizierten Pfote bei Verwendung
von Injektionen mit Kontrolle (Kochsalzlösung, n=11) und BOTOX® (Botulinumtoxin
Typ A, gereinigter Neurotoxinkomplex) mit Konzentrationen von 0,0625
E/kg (n=10), 0,625 E/kg (n=14) und 3,125 E/kg (n=9), injiziert 2
bis 5 Stunden vor Beginn der Formalinexposition, verbracht wurde.
-
2 ist
ein Zeitverlaufsdiagramm, das zeigt, daß ein Verfahren im Umfang der
vorliegenden Erfindung induzierten Entzündungsschmerz im Ratten-Formalinmodell für wenigstens
7 Tage bei Injektion mehr als eine halbe Stunde vor Beginn des Formalintests
lindert. Die x-Achse stellt die Zeit in Minuten nach Beginn des
Formalinmodells bei Ratten dar. Die y-Achse stellt die Zeit dar,
die mit dem Anheben und Lecken der mit Formalin injizierten Pfote
bei Verwendung von Kontroll- (Kochsalzlösung, n=8) und BOTOX®-Injektionen
mit einer Konzentration von 0,625 E/kg, injiziert 0,5 Stunden vor,
2 bis 5 Stunden vor (n=14) und 7 Tage vor (n=5) Beginn der Formalinexposition,
verbracht wurde.
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3 ist
ein Dosis-Reaktions-Diagramm, das zeigt, daß ein Verfahren im Umfang der
vorliegenden Erfindung induzierten Entzündungsschmerz im Ratten-Formalinmodell
für wenigstens
7 Tage lindert, wenn unterschiedliche Konzentrationen von Botulinumtoxin
Typ A verwendet werden. Die x-Achse stellt die Zeit in Minuten nach
Beginn des Formalinmodells bei Ratten dar. Die y-Achse stellt die
Zeit dar, die mit Anheben und Lecken der mit Formalin injizierten
Pfote bei Verwendung von Kontroll- (Kochsalzlösung, n=11) und BOTOX®-Injektionen
mit Konzentrationen von 0,0625 E/kg, injiziert 7 Tage vor (n=8), 0,625
E/kg, injiziert 7 Tage vor (n=7), und 3,125 E/kg, injiziert 7 Tage
vor (n=6) Beginn der Formalinexposition, verbracht wurde.
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4 ist
ein Zeitverlaufsdiagramm, das zeigt, daß ein Verfahren im Umfang der
vorliegenden Erfindung induzierten Entzündungsschmerz im Ratten-Formalinmodell lindert.
Die x-Achse stellt die Zeit in Minuten nach Beginn des Formalinmodells
bei Ratten dar. Die y-Achse stellt die Zeit dar, die mit Anheben
und Lecken der mit Formalin injizierten Pfote bei Injektion von
Kontrolle (Kochsalzlösung,
n=11) und BOTOX® mit
einer Konzentration von 0,625 E/kg, injiziert 2 Stunden 14 Tage
vor (n=4) Beginn der Formalinexposition, verbracht wurde.
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5 ist
ein Diagramm, das einen Vergleich der analgetischen Wirkung von
Botulinumtoxin Typ A und Muscimol auf induzierten Entzündungsschmerz im
Ratten-Formalinmodell zeigt. Die x-Achse stellt die Zeit in Minuten
nach Beginn des Formalinmodells bei Ratten dar. Die y-Achse stellt
die Zeit dar, die mit Anheben und Lecken der mit Formalin injizierten
Pfote bei Verwendung von Injektion von Kontrolle (Kochsalzlösung, n=11),
BOTOX® mit
einer Konzentration von 0,625 E/kg, injiziert 2 Stunden bis 5 Stunden
vor oder 6 Tage vor, und 1 μg
Muscimol, injiziert 10 Minuten vor oder sechs Tage vor Beginn der
Formalinexposition, verbracht wurde.
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6 ist
ein Diagramm, das zeigt, daß ein Verfahren
unter Verwendung eines im Umfang der vorliegenden Erfindung hergestellten
Medikaments den induzierten Entzündungsschmerz
im Ratten-Formalinmodells mit einer lokalen intrathekalen analgetischen
Wirkung lindert. Die x-Achse stellt die Zeit in Minuten nach Beginn
des Formalinmodells bei Ratten dar. Die y-Achse stellt die Zeit
dar, die mit Anheben und Lecken der mit Formalin injizierten Pfote
bei Verwendung von Kontrolle, wenn sich der zur intrathekalen Injektion
von Kochsalzlösung
verwendete Katheter entweder 4,5 cm (n=1) oder 8,5 cm (n=11) schwanzseitig
(an der lumbalen Vergrößerung dafür) von seinem
Insertionspunkt befand, und von BOTOX® mit
einer Konzentration von entweder 0,625 E/kg (n=3) oder 3,125 E/kg
(n=4) durch einen Katheter injiziert wurde, der sich nur 4,5 cm
schwanzseitig von seinem Insertionspunkt befand, verbracht wurde.
-
7 ist
ein Diagramm, das zeigt, daß ein Verfahren
unter Verwendung eines im Umfang der vorliegenden Erfindung hergestellten
Medikaments den chirurgisch induzierten neuropathischen Schmerz
lindert. Die x-Achse
stellt die Zeit in Stunden nach Injektion von entweder Kochsalzlösung (n=8)
oder BOTOX® mit
einer Konzentration von 0,625 E/kg (n=11) oder 3,125 E/kg (n=9)
dar. Die y-Achse stellt den G-wert dar, ein Maß für die analgetische Wirkung.
BL bedeutet Basislinie.
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BESCHREIBUNG
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Die
vorliegende Erfindung umfaßt
die Verwendung eines Botulinumtoxins zur Herstellung eines Medikaments
zur Behandlung von Schmerz. Wir haben festgestellt, daß die intraspinale
Verabreichung eines Neurotoxins an das zentrale Nervensystem eines
Patienten zu einer signifikanten und langandauernden Linderung von
Schmerz ohne signifikante unerwünschte
Nebenwir kungen führen
kann. So stellt ein Verfahren im Umfang der vorliegenden Erfindung
eine antinozizeptive oder analgetische Erleichterung bereit.
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Wie
hier verwendet, bedeutet "intraspinal" in den oder innerhalb
des epiduralen Raums, des intrathekalen Raums, der weißen oder
grauen Substanz des Rückenmarks
oder angegliederter Strukturen, wie die Dorsalwurzel und die Dorsalwurzelganglien.
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Vor
unserer Erfindung war von den Fachleuten angenommen worden, daß die intrathekale
Verabreichung eines Neurotoxins, wie eines Botulinumtoxins, (1)
signifikante Spastizität
im Empfänger
induzieren und (2) nachteilige Wirkungen auf Rückenmarks- und Hirnfunktionen
fördern
würde.
So wurde in bezug auf die angegebene nachteilige Wirkung (1) zum
Beispiel in Wiliamson et al. angegeben ("Clostridial Neurotoxins and Substrate
Proteolysis in Intact Neurons",
J. of Biological Chemistry 271:13; 7694-7699 (1996)), daß sowohl Tetanustoxin als auch
Botulinumtoxin Typ A die hervorgerufene Freisetzung der Neurotransmitter
Glycin und Glutamat aus Rückenmarkszellkulturen
der fötalen
Maus hemmen, während
von Hagenah et al. berichtet wurde ("Effects of Type A Botulinum Toxin an
the Cholinergic Transmission at Spinal Renshaw Cells and an the Inhibitory
Action at Ia Inhibitory Interneurones", Naunyn-Schmiedebergs Arch. Pharmacol.
299, 267-272 (1977),
daß die
direkte intraspinale Injektion von Botulinumtoxin Typ A in experimentell
präparierten,
anästhesierten
Katzen die ZNS-Renshaw-Zellaktivität hemmt. Die Inhibierung der
zentralen Glycin- und Glutamat-Neurotransmitterfreisetzung sowie
die Abregulierung von Renshaw-Zellaktivität kann vermutlich in vivo zur
Förderung
von signifikanter Motorneuron-Hyperaktivität mit sich anschließender peripherer Muskelspastizität führen.
-
In
bezug auf die nachteilige Wirkung (2) wird angenommen, daß die intrathekale
Verabreichung des Tetanusneurotoxins durch rückschreitende Bewegung des
Tetanustoxins entlang von ZNS-Neuronen signifikante negative Wirkungen
auf Rückenmarks-
und Hirnfunktionen ausübt,
wodurch die intrathekale Verabreichung eines verwandten Neurotoxins,
wie zum Beispiel eines Botulinumtoxins, kontraindiziert wird. Bemerkenswerterweise
werden sowohl Botulinumtoxin als auch Tetenustoxin beide durch clostridiale
Bakterien hergestellt, obwohl durch unterschiedliche Arten von Clostridium.
Signifikanterweise haben einige Forscher berichtet, daß Botulinumtoxin zumindest
in einem gewissen Ausmaß die
festgestellte neuronale aufsteigende Eigenschaft von Tetanustoxin
teilt. Siehe z.B. E. Habermann, "125I-Labeled Neurotoxin from Clostridium
Botulinum A: Preparation, Binding to Synaptosomes and Ascent in
the Spinal Cord",
Naunyn-Schmiedebers's
Arch. Pharmacol. 281, 47–56
(1974).
-
Unsere
Erfindung trifft überraschend
weder die nachteiligen Wirkungen (1) noch (2) an, und die offenbarten
Verfahren der vorliegenden Erfindung können durchgeführt werden,
um eine effektive und langandauernde Schmerzerlösung bereitzustellen und eine
allgemeine Verbesserung der vom behandelten Patienten erfahrenen
Lebensqualität
bereitzustellen. Der vom Patienten erfahrene Schmerz kann zum Beispiel
aufgrund von Verletzung, Operation, Infektion, Unfall oder Krankheit
(einschließlich
Krebs und Diabetes) bestehen, einschließlich neuropathischer Krankheiten
und Störungen.
-
Ein
zur Durchführung
eines Verfahrens im Umfang der vorliegenden Erfindung verwendetes Neurotoxin
ist ein Botulinumtoxin, wie eines der Botulinumtoxine der Serotypen
A, B, C, D, E, F oder G. Bevorzugt ist das verwendete Botulinumtoxin
Botulinumtoxin Typ A wegen seiner hohen Wirksamkeit in Menschen,
leichten Verfügbarkeit
und bekannten Verwendung zur Behandlung von Störungen der Skelett- und glatten
Muskulatur, wenn es lokal durch intramuskuläre Injektion verabreicht wird.
Botulinumtoxin Typ B ist nicht ein bevorzugtes Toxin zur Verwendung
in der Durchführung
der offenbarten Verfahren, weil es bekannt ist, daß Typ B
eine signifikant geringere Wirksamkeit und Wirkung im Vergleich
zu Typ A hat, nicht leicht verfügbar
ist und eine beschränkte
Historie der klinischen Verwendung an Menschen hat.
-
Ein
intraspinaler Weg zur Verabreichung eines Neurotoxins gemäß der vorliegend
offenbarten Erfindung kann auf Basis von Kriterien wie zum Beispiel
der Löslichkeitseigenschaften
des ausgewählten
Neurotoxins sowie der zu verabreichenden Menge des Neurotoxins ausgewählt werden.
Die verabreichte Menge des Neurotoxins kann gemäß der besonderen behandelten
Störung,
ihrer Schwere und anderer verschiedener Patientenvariablen variieren, die
Größe, Gewicht,
Alter und Ansprechen auf Therapie einschließen. Zum Beispiel wird angenommen, daß das Ausmaß der Fläche von
betroffenen ZNS-afferenten Schmerzneuronsomata proportional zum Volumen
des injizierten Neurotoxins ist, während angenommen wird, daß die Höhe der Analgesie
für die meisten
Dosisbereiche proportional zur Konzentration des injizierten Neurotoxins
ist. Außerdem
kann der besondere intraspinale Ort zur Neurotoxinverabreichung
vom Dermosomort des zu behandelnden Schmerzes abhängen. Verfahren
zur Bestimmung des geeigneten Verabreichungsweges und der Dosierung
werden allgemein von Fall zu Fall durch den behandelnden Arzt bestimmt.
Solche Bestimmungen sind Routine für einen Durchschnittsfachmann
(siehe zum Beispiel Harrison's
Principles of Internal Medicine (1997), herausgegeben von Anthony
Fauci et al., 14. Auflage; veröffentlicht
von McGraw Hill).
-
Bevorzugt
wird die intraspinale Verabreichung wegen der größeren Leichtigkeit intrathekal durchgeführt, worin
auf den relativ größeren Intrathekalraum
zugegriffen wird, und weil das bevorzugte Neurotoxin, ein Botulinumtoxin,
allgemein eine geringe Löslichkeit
in der lipidreichen epiduralen Umgebung aufweist. Zusätzlich ist
die epidurale Neurotoxinverabreichung ein weniger bevorzugter Weg
der intraspinalen Verabreichung, weil das Neurotoxin durch den Intrathekalraum
diffundieren muß,
um eine antinozizeptive Wirkung (so wird angenommen) durch Wirkung
auf Neuronen des ZNS und Dorsalwurzelganglien ("dorsal root ganglia", DRG) aufzuzeigen. Wir haben festgestellt,
daß sowohl
inflammatorischer als auch neuropathischer Schmerz wirksam durch
die offenbarten Verfahren ohne signifikante Muskelspastizität oder -schlaffheit
oder andere Nebenwirkungen behandelt werden können.
-
Die
erfindungsgemäße intraspinale
Verabreichung eines Neurotoxins kann auf verschiedenen Wegen erfolgen,
wie zum Beispiel durch Katheterisierung oder durch Spinalpunktion.
Die langandauernde Natur der therapeutischen Wirkungen der vorliegenden
Erfindung befreit im wesentlichen von der Notwendigkeit zur chronischen
antinozizeptiven Wirkstoffverabreichung, so daß die vorliegenden Verfahren
vorteilhaft durch gelegentliche Spinalpunktion des Neurotoxins durchgeführt werden.
Zusätzlich
erleichtert ein Neurotoxin-Verabreichungsweg durch intrathekale
Spinalpunktion eine genauere und stärker lokalisierte Übertragung
von Toxin mit weniger Gefahr der Beschädigung des ZNS im Vergleich
zum Bewegen eines Katheters, um andere ZNS-Orte zu erreichen.
-
Das
intrathekale Neurotoxin kann durch Bolusinjektion oder durch Katheterisierung
verabreicht werden. Der Katheter kann bei L3-4 oder L4-5 eingefügt werden,
ein sicherer Abstand vom Rückenmark, das
bei Menschen bei L1 endet, und im Subarachnoidalraum aufwärts geführt werden,
um am gewünschten
Ort zu enden. Zur Schmerzbehandlung hängt die Plazierung des Katheters
oder der Ort der Bolusinjektion durch eine Spritze vom Ort des empfundenen Schmerzes
und dem Vorzug des Arztes ab.
-
Es
ist wichtig anzumerken, daß die
therapeutische Neurotoxinverabreichung gemäß den vorliegend offenbarten
Verfahren vor dem Auftreten oder während des Erfahrens eines nozizeptiven
Ereignisses oder Syndroms durchgeführt werden kann.
-
Wir
haben festgestellt, daß ein
Neurotoxin, wie z.B. ein Botulinumtoxin, intraspinal gemäß den vorliegend
offenbarten Verfahren in Mengen von ca. 10–3 bis
ca. 60 E/kg verabreicht werden kann. Eine Dosis von ca. 10–3 E/kg
kann zu einer antinozizeptiven Wirkung führen, falls sie direkt an oder
auf das Dorsalhorn des ZNS übertragen
wird und/oder falls die Botulinumtoxinübertragung durch Verfahren
wie Iontophorese gestützt
wird. Die intraspinale Verabreichung von weniger als ca. 10–3 E/kg
führt nicht
zu einem signifikanten oder andauernden therapeutischen Ergebnis.
Eine intraspinale Dosis von mehr als 60 E/kg nähert sich einer lethalen Dosis
eines Neurotoxins wie eines Botulinumtoxins. Es ist gewünscht, daß das Neurotoxin,
das zum Erhalt einer antinozizeptiven Wirkung verwendet wird, die
Nerven des ZNS kontaktiert, um so vorteilhaft das Schmerzempfinden
oder den Muskelspasmus des innerverten Organs oder Gewebes zu beeinflussen
oder abzuregulieren. So kann die intraspinale Verabreichung eines Neurotoxins
durch zum Beispiel epidurale Injektion eine Erhöhung der Dosierung um einen
Faktor von ca. 10 erfordern, um die Verdünnung des Neurotoxins bei Diffusion
aus dem Epiduralraum zum Intrathekalraum und damit zu den äußeren Nerven
des ZNS zu berücksichtigen.
-
Ein
bevorzugter Bereich zur intrathekalen Verabreichung eines Botulinumtoxins,
wie eines Botulinumtoxins Typ A, um eine antinozizeptive Wirkung im
behandelten Patienten zu erreichen, beträgt ca. 10–2 bis
ca. 50 E/kg. Weniger als ca. 10–2 E/kg
führen zu
relativ geringfügigen,
obwohl noch beobachtbaren antinozizeptiven Wirkungen, während mehr
als ca. 50 E/kg zu einer gewissen Muskelschlaffheit und Symptomen
einer Toxinvergiftung führen
können.
Ein besonders bevorzugter Bereich zur intrathekalen Verabreichung
eines Botulinumtoxins, wie Botulinumtoxin Typ A, um eine antinozizeptive
Wirkung im behandelten Patienten zu erreichen, beträgt ca. 10–1 bis
ca. 30 E/kg. weniger als ca. 10–1 E/kg
können dazu
führen,
daß die
gewünschte
therapeutische Wirkung weniger als die optimale oder längstmögliche Dauer
ist, während
mehr als ca. 30 E/kg noch zu einigen Symptomen von Muskelschlaffheit
führen können. Ein
am meisten bevorzugter Bereich zur intrathekalen Verabreichung eines
Botulinumtoxins, wie Botulinumtoxin Typ A, um eine antinozizeptive Wirkung
im behandelten Patienten zu erreichen, beträgt ca. 1 bis ca. 20 E/kg. Die
intrathekale Verabreichung eines Botulinumtoxins, wie Botulinumtoxin
Typ A, in diesem bevorzugten Bereich kann einen dramatischen therapeutischen
Erfolg bereitstellen.
-
Außerdem zeigt
unsere experimentelle Arbeit, daß ein Dosisbereich um ca. 1
bis ca. 10 E/kg eine signifikante und langandauernde antinozizeptive Wirkung
ohne signifikante Nebenwirkungen zur Behandlung von inflammatorischem
und neuropathischem Schmerz bei menschlichen Patienten bereitstellen
kann.
-
Wir
haben durch immunohistochemische Anfärbung von gespaltenen SNAP-25-Proteinen, hergestellt
durch BOTOX®,
bestimmt, daß sich
intrathekal verabreichtes BOTOX® in
der Oberflächenschicht des
Dorsalhorns der Ratte verteilt, das die Rückenmarksschicht ist, in der
die afferenten Schmerfasern enden. Daher nehmen wir hypothetisch
an, ohne an eine besondere Theorie gebunden zu sein zu wünschen,
daß die
antinozizeptive Wirkung von intrathekalem Botulinumtoxin auf seiner
spezifischen Inhibierung der Freisetzung verschiedener Neurotransmitter aus
zentralen terminalen afferenten sensorischen Neuronen und/oder aus
hervorstehenden Neuronen zweiter Ordnung im Dorsalhorn beruht.
-
Die
vorliegende Erfindung schließt
in ihrem Umfang die Verwendung jedes Neurotoxins ein, das eine langandauernde
antinozizeptive Wirkung bei lokaler Anwendung auf das zentrale Nervensystem
eines Patienten hat. Zum Beispiel können Neurotoxine, die durch
jede der Arten der toxinerzeugenden Clostridium-Bakterien hergestellt
werden, wie Clostridium botulinum, Clostridium butyricum und Clostridium
beratti, zur Verwendung in den Verfahren der vorliegenden Erfindung
verwendet oder angepaßt
werden. Zusätzlich
können
alle Botulinum-Serotypen A, B, C, D, E, F und G vorteilhaft in der
Durchführung
der vorliegenden Erfindung verwendet werden, obwohl Typ A der am
meisten bevorzugte und Typ B der am wenigsten bevorzugte Serotyp
ist, wie oben erläutert. Die
Durchführung
der vorliegenden Erfindung kann eine analgetische Wirkung pro Injektion
für 3 Monate oder
länger
in Menschen bereitstellen.
-
Wie
oben dargestellt wurde, haben wir gefunden, daß eine überraschend wirksame und langandauernde
Behandlung von Schmerz durch intraspinale Verabreichung eines Neurotoxins
an einen betroffenen Patienten erreicht werden kann. In ihrer am
meisten bevorzugten Ausführungsform
wird die vorliegende Erfindung durch intrathekale Injektion von
Botulinumtoxin Typ A durchgeführt.
Signifikanterweise haben wir festgestellt, daß langandauernde Wirkungen
der Analgesie und/oder eine verbesserte Patientenfunktion durch
intraspinale Verabreichung eines Neurotoxins durch die hier offenbarten
Verfahren erreicht werden können,
obwohl an das Neurotoxin keine neuronale Zielausrichtungseinheit
durch verschiedene manipulative Techniken oder Technologien angebracht
oder anfusioniert wurde, wie zum Beispiel ein Nicht-Neurotoxinprotein,
um eine Zielausrichtungsspezifität
des Neurotoxins für
einen oder mehrere besondere Typen von Neuronen bereitzustellen.
So schließt
die vorliegende Erfindung von ihrem Umfang die Verwendung aller
Neurotoxine mit einer oder mehreren künstlich angebrachten oder fusionierten
neuronalen Zielausrichtungseinheiten aus. Ein Neurotoxin kann eine
natürliche
Bindungsaffinität
für ein
Neuron (d.h. für
einen besonderen Rezeptor auf der Oberfläche des Neurons) aufgrund der Gegenwart
einer Bindungseinheit aufzeigen, die der Struktur des nativen Neurotoxinmoleküls inhärent ist (zum
Beispiel die Bindungsdomäne
der schweren Kette eines Botulinumtoxins, d.h. das HC-Fragment). So
bedeutet zur Klarheit die "Zielausrichtungseinheit" oder "neuronale Zielausrichtungseinheit", wie hier verwendet,
eine Zielausrichtungseinheit, die eine Neurotoxinspezifische oder
gesteigerte neuronale Bindungsaffinität bereitstellt und kein natürliches oder
inhärentes
Merkmal des Neurotoxins ist, das eine solche Zielausrichtungseinheit
hat. Im Gegensatz bedeutet eine "Bindungseinheit", wie hier verwendet,
die inhärente
Komponente oder Domäne des
nativen Neurotoxins, die neuronale Bindungsaffinität liefert.
-
Die
vorliegende Erfindung kann in ihrem Umfang verwenden (a) Neurotoxin,
das durch bakterielle Kultivierung, Toxinextraktion, Aufkonzentrieren,
Konservierung, Gefriertrocknen und/oder Rekonstituierung erhalten
oder verarbeitet wurde; und (b) modifiziertes oder rekombinantes
Neurotoxin, das heißt Neurotoxin,
in dem eine oder mehrere Aminosäuren oder
Aminosäuresequenzen
durch bekannte chemische/biochemische Aminosäuremodifikationsverfahren oder
durch Verwendung von bekannten rekombinanten Technologien mit Wirtszelle/rekombinantem Vektor
absichtlich deletiert, modifiziert oder ersetzt wurden, sowie Derivate
oder Fragmente von so hergestellten Neurotoxinen, aber sie schließt wie angegeben
Neurotoxine mit einer oder mehreren angebrachten neuronalen Zielausrichtungseinheiten
aus.
-
Botulinumtoxine
zur Verwendung gemäß der vorliegenden
Erfindung können
in lyophilisierter oder vakuumgetrockneter Form in Behältern unter
Vakuumdruck gelagert werden. Vor der Lyophilisierung kann das Botulinumtoxin
mit pharmazeutisch akzeptablen Exzipienten, Stabilisatoren und/oder
Trägern wie
zum Beispiel Albumin kombiniert werden. Das lyophilisierte Material
kann mit Kochsalzlösung
oder Wasser rekonstituiert werden.
-
BEISPIELE
-
Die
folgenden Beispiele stellen den Durchschnittsfachleuten spezifische
bevorzugte Verfahren im Umfang der vorliegenden Erfindung zur Durch führung der
vorliegenden Erfindung bereit und sind nicht zur Beschränkung des
Umfangs dessen gedacht, was die Erfinder als ihre Erfindung betrachten.
Beispiele 1 bis 4 und 6 zeigen, daß die intrathekale Verabreichung
von Botulinum A eine analgetische Wirkung auf Entzündungsschmerz
hat, während
Beispiele 5 und 7 zeigen, daß die
intrathekale Verabreichung von Botulinum A eine analgetische Wirkung auf
neuropathischen Schmerz hat.
-
BEISPIEL 1
-
Analgetische Wirkung von
intrathekal verabreichtem Botulinumtoxin Typ A auf Entzündungsschmerz
-
Der
Zweck dieses Experiments war es, die analgetische Wirkung von Botulinumtoxin
Typ A auf Entzündungsschmerz
unter Verwendung des Formalinmodells der Ratte zu untersuchen.
-
Männliche
Sprague-Dawley-Ratten mit einem Gewicht von jeweils 270 bis 350
g wurden mit Isofluran anästhetisiert.
In diesem und in allen nachfolgenden Beispielen wurde die intrathekale
Verabreichung eines Neurotoxins durch intrathekales Legen eine Kanüle durchgeführt, was
durch Einführen eines
PE-(Polyethylen)-10-Schlauchs mit ca. 10 cm Länge durch einen Einschnitt
in der Dura über
der Cisterna durchgeführt
wurde, und kaudal ca. 8,5 cm das Rückenmark der Ratte hinab in
die Umgebung der lumbalen Vergrößerung geleitet,
wie beschrieben in R. Yaksh et al., Chronic Catheterization of the
Spinal Subarachnoid Space, Physio & Behav 17:1031–1036 (1976). Entweder BOTOX® oder
die Kontrollflüssigkeit
Kochsalzlösung
wurde intrathekal durch den in der lumbalen Vergrößerung befindlichen Katheter
0 bis 5 Stunden vor dem Formalintest verabreicht.
-
Der
Formalintest zur Bewertung von Analgesie, wie dargestellt in D.
Dubuisson et al., The Formalin Test: A Quantitative Study of the
Analgesic Effects of Morphine, Merperdine, and Brain Stem Stimulation in
Rats and Cats, Pain, 4 (1977), 161–174, wurde befolgt. So wurde
Formalin (5 %, 50 μl)
subkutan in die rechte Hinterpfote der Ratte injiziert. Wir werteten
die Anzahl von Formalin-hervorgerufenen Zuckungsreaktionen und die
mit dem Lecken der injizierten Pfote verbrachte Zeit während zeitlicher
Intervalle aus. Im Formalintest beginnt die Aufzeichnung der frühen Reaktion
(frühe
Phase) unmittelbar und dauert 5 Minuten (0-5 min). Die Aufzeichnung
der späten
Reaktion (späte
Phase) beginnt 10 min nach der Formalininjektion und dauert 50 min
(10–60
min).
-
1 zeigt,
daß die
intrathekale Verabreichung von BOTOX® (0,0625
E/kg, 0,625 E/kg oder 3,125 E/kg) 2–5 h vor der Injektion des
Formalins den durch das Formalinmodell induzierten Entzündungsschmerz
redu ziert. Die Kontrollgruppe (n=11) wurde intrathekal mit Kochsalzlösung behandelt.
Die Injektion von Formalin in die rechte Hinterpfote der Ratte erzeugte
eine durchgehende Anhebungs-/Leck- und Zuckungsreaktion sowohl in
den ersten 5 min (erste Phase) als auch in den 10–60 min
(zweite Phase). BOTOX® mit Dosen von 0,0625
E/kg (0,003 ng/kg; n=10), 0,625 E/kg (0,03 ng/kg, n=14) und 3,125
E/kg (0,15 ng/kg, n=9) verringerte signifikant die Anhebungs-/Leckzeit
während
der ersten und zweiten Phase. Nach Konvention liefert eine Einheit
(E) von rekonstituiertem BOTOX® einen Medianwert der
lethalen intraperitonealen Dosis (LD50) bei Mäusen.
-
Es
wird angenommen, daß die
erste Phase (vom Zeitpunkt 0 bis ca. plus 5–10 Minuten in 1) repräsentativ
für einen
kurzen andauernden Ausbruch von Aktivität nicht-myelinierter primärer affarenter
Neuronen ist. In der längeren
zweiten Phase (vom Zeitpunkt ca. plus 5–10 Minuten in 1)
wird angenommen, daß ein
ausgedehntes geringes Maß an
C-Faseraktivität
eine Erleichterung erzeugt, in der der Ausgang des WDR-Neurons (DR
bedeutet Dorsalwurzel) sehr übertrieben
relativ zum C-Faser-Eingang ist.
-
Diese
Beispiel zeigt, daß die
intrathekale Verabreichung von Botulinumtoxin Typ A eine signifikante
analgetische Wirkung auf Entzündungsschmerz
in Dosen von 0,0625 E/kg (0,003 ng/kg; n=10), 0,625 E/kg (0,03 ng/kg,
n=14) und 3,125 E/kg (0,15 ng/kg, n=9) gemäß Messung durch eine signifikant
verringerte Anhebungs-/Leckzeit während der ersten und zweiten
Phase hatte.
-
BEISPIEL 2
-
Analgetische
Wirkung von intrathekal verabreichtem Botulinumtoxin Typ
-
A
auf Entzündungsschmerz
hält für wenigstens
14 Tage an Die intrathekale Kanülenlegung
von männlichen
Sprague-Dawley-Ratten wurde wie in Beispiel 1 durchgeführt. 2 (Kontrolle,
n=8) zeigt, daß die
Vorbehandlung von Ratten mit BOTOX® (0,03
ng/kg oder 0,625 E/kg, n=14) 2 bis 5 h vor der Injektion von Formalin
die Anhebungs-/Leckzeit sowohl in der ersten als auch in der zweiten
Phase reduzierte. Die analgetische Wirkung von BOTOX® hielt für 7 Tage
(0,625 E/kg, n=5) nach Behandlung mit BOTOX® an,
aber ist im Vergleich mit der 2-stündigen Vorbehandlung vermindert
(2). Zusätzlich,
wie in 3 gezeigt, ist die analgetische Wirkung am Tag
7 nach der intrathekalen Verabreichung von Botulinumtoxin Typ A
dosisabhängig.
Außerdem
hält die
analgetische Wirkung von BOTOX®, wie durch 4 gezeigt,
für wenigstens
14 Tage an (0,625 E/kg, n=4). Wie durch 2 gezeigt
wird, versagte die Vorbehandlung von Ratten mit BOTOX® 0,5
h vor dem Start der Formalinexposition in der Reduzierung des Formalin-induzierten
Schmerzes.
-
Dieses
Beispiel zeigt, daß eine
signifikante analgetische Wirkung von intrathekalem Botulinumtoxin
Typ A für
wenigstens 14 Tage bei Ratten nach Verabreichung des Toxins anhält. Es kann
vernünftigerweise
postuliert werden, wobei die erhaltenen Daten extrapoliert werden,
daß die
Analgesie für
wenigstens 20 Tage bei Ratten anhält. Es kann deshalb erwartet
werden, daß eine
antiinflammatorische Schmerz-Analgesie aus der intrathekalen Verabreichung
von Botulinumtoxin Typ A bei Menschen für wenigstens ca. 60 Tage anhalten
würde.
-
BEISPIEL 3
-
Vergleich von analgetischen
Wirkungen von intrathekal verabreichtem Botulinumtoxin Typ A und
Muscimol auf Entzündungsschmerz
-
Die
intrathekale Kanülenlegung
von Versuchsratten wurde wie in Beispiel 1 durchgeführt. Entweder
BOTOX® (0,625
E/kg, 2–5
h vor oder 6 Tage vor dem Formalintest) oder das kurzwirkende Analgetikum
Muscimol (1 μg,
10 Minuten vor oder sechs Tage vor dem Formalintest) wurde intrathekal verabreicht
und der Formalintest zu den angegebenen nachfolgenden Zeiten durchgeführt.
-
Wie
durch 5 gezeigt wird (Kontroll-Kochsalzlösung, n=11),
hat die analgetische Wirkung von BOTOX®, das
6 Tage vor dem Formalintest verabreicht wurde, eine längere Dauer
der analgetischen Aktivität
durch den Großteil
der Phase 2 hindurch, verglichen mit der analgetischen Wirkung von
intrathekalem Muscimol, das 6 Tage vor dem Formalintest verabreicht
wurde. Zusätzlich
zeigt 5, daß intrathekales
BOTOX®,
das 2–5
Stunden vor der Formalinexposition verabreicht wurde, und intrathekales Muscimol,
das 10 Minuten vor der Formalinexosition verabreicht wurde, zu einer
vergleichbaren Analgesie führen.
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BEISPIEL 4
-
Ortsspezifische analgetische
Wirkung von intrathekal verabreichtem Botulinumtoxin Typ A auf Entzündungsschmerz
-
Die
intrathekale Kanülenlegung
wurde wie in Beispiel 1 durchgeführt,
mit der Ausnahme, daß der Katheter
kaudal nur ca. 4,5 cm eingeführt
wurde, im Gegensatz zu den gewöhnlichen
8,5–10
cm. Kontroll-Katheter (Kochsalzlösung)
wurden an den Orten mit entweder 8,5 cm (n=11) oder 4,5 cm (n=1)
eingeführt.
BOTOX® wurde
durch einen Katheter, der kaudal 4,5 cm eingeführt wurde, in Dosierungen von
entweder 0,625 E/kg (n=3) oder 3,125 E/kg (n=4) verabreicht. Der
Formalintest der Ratte wurde dann durchgeführt. Wie durch
-
6 gezeigt
wird, gab es wenig oder keine analgetische Wirkung im Formalintest
der Ratte durch intrathekale BOTOX®-Verabreichung
durch bei 4,5 cm plazierte Katheter.
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Es
ist bekannt, daß die
Ferse und die Fußsohle
bei Menschen ein Dermatom des fünften
Lumbalnervs ist, der aus der lumbalen Vergrößerung entspringt (siehe z.B.
Platte 150 in F. Netter, Atlas of Human Anatomy, zweite Auflage
(1997), Novartis), und vermutlich ist die Nervenverteilung ähnlich in
der Ratte. Da die Fußsohle
der Ratte, wenn das Formalin injiziert wird, durch Nerven inneruiert
wird, die aus der lumbalen Vergrößerung ausstrahlen,
die sich ca. 7,5 bis 9 cm (abhängig
von der Größe der betrachteten Ratte)
kaudal abwärts
des Rückenmarks
der Ratte befindet, kann hypothetisch angenommen werden, daß die Plazierung
des intrathekalen Katheters mit nur 4,5 cm kaudal nicht zu einer
analgetischen Wirkung führen
wird, falls das intrathekal verabreichte BOTOX® eine
ortsspezifische Wirkung auf Rückenmarksneuronen
ausübt.
Und diese Hypothese wird durch die in 5 gezeigten
Daten bestätigt.
-
Dieses
Beispiel stützt
sowohl die Wirksamkeit als auch Sicherheit der intrathekalen Botulinumtoxin-Verabreichung
zur Behandlung von Schmerz, da wir beobachtet haben, daß nicht
nur kein motorischer Mangel oder eine Veränderung des Blutdrucks bei
den verwendeten Dosierungen aus der intrathekalen BOTOX®-Verabreichung
auftrat, sondern da wir ebenfalls bestimmten (5),
daß intrathekales
BOTOX® offensichtlich
eine lokalisierte Wirkung auf das ZNS nur am Ort seiner intrathekalen
Verabreichung hat.
-
BEISPIEL 5
-
Analgetische Wirkung von
intrathekal verabreichtem Botulinumtoxin Typ A auf neuropathischen
Schmerz
-
Dieses
Beispiel untersucht, ob Botulinumtoxin Typ A die durch Ligatur der
L5-, L6-Nerven induzierte Allodynie reduzieren konnte. Männliche Sprague-Dawley-Ratten
(100–120
g) wurden mit Isofluran unter Befolgen eines chirurgischen Neuropathieverfahrens
gemäß dem in
S. Kim et al. Dargestellten Verfahren anästhetisiert, "An Experimental Model for
Peripheral Neuropathy Produced by Segmental Spinal Nerve Ligation
in the Rat", Pain,
50 (1992), 355–363.
Der L6-Querfortsatz wurde freigelegt und entfernt. Die Spinalnerven
L4 und L5 waren dann isoliert und sichtbar, und das Ligieren von
L5 wurde durch enges Zuknoten mit einem 3-0 Seidenfaden durchgeführt. Der
L6-Spinalnerv befand sich genau kaudal und medial zum Sakroiliak-Gelenk
und wurde mit 6-0 Nahtfaden abgebunden. Eine intrathekale Kanülenlegung (wie
in Beispiel 1 dargestellt) wurde einen Monat später an den Ratten durchgeführt, die
Allodynie aufwiesen.
-
Deformierungen
der Hinterpfote und Wachstum der Zehennägel wurden nach der Operation
festgestellt. Die Ratten entwickelten Allodynie, indem sie eine
empfindliche Reaktion auf normalerweise harmlose mechanische Reize
unter Verwendung des folgenden Protokolls zeigten. Taktfile Allodynie
wurde unter Verwendung des von-Frey-Haar-Ästhesiometers gemessen. Die
Ratten wurden vor (Basislinie) und nach Verabreichung des Botulinumtoxins
Typ A als BOTOX® getestet.
Die Untersuchung wurde nur während
des Taganteils des Tagesrhythmus durchgeführt. Die Ratten wurden in einen
Plastikkäfig
mit einem Gitterboden gesetzt, der einen vollständigen Zugang zu den Pfoten
erlaubte. Die Umgebungsakklimatisierung wurde für ca. 30 Minuten erlaubt, bis die
Käfigerkundung
und größere Putzaktivitäten aufhörten. Das
untersuchte Gebiet war die Mittelsole der linken Hinterpfote in
der Hüftnervverteilung,
wobei die weniger empfindlichen Erhebungen (Fußballen) vermieden wurden.
Die Pfote wurde mit einem aus einer Reihe von 8 von Frey-Haaren mit experimentell zunehmender
Steifigkeit berührt
(0,41, 0,70, 1,20, 2,00, 3,63, 5,50, 8,50 und 15,10 g) (Stoelting).
Das von-Frey-Haar wurde senkrecht zur Sohlenoberfläche mit
ausreichend Kraft angeboten, um eine geringe Stauchung gegen die
Pfote zu verursachen, und für
ca. 6–8
Sekunden gehalten. Reize wurde in Intervallen von mehreren Sekunden
geliefert, wobei eine offensichtliche Auflösung von Verhaltensreaktionen auf
vorhergehende Reize erlaubt wurde. Eine positive Reaktion wurde
notiert, falls die Pfote scharf zurückgezogen wurde. Wandern wurde
als eine zweideutige Reaktion betrachtet, und in solchen Fällen wurde
der Reiz wiederholt. Auf der Basis von Beobachtungen an normalen,
nicht-operierten Ratten und geheilten, zum Schein operierten Ratten
wurde der Grenzwert eines 15,10 g-Haares (ca. 10 % des Körpergewichts
der kleineren Ratten) als die Obergrenze für den Test ausgewählt, da
steifere Haare dazu neigten, die gesamte Extremität anzuheben
anstelle sich zu stauchen, und somit wesentlich die Natur des Reizes
veränderten.
-
Der
50 %-Rückzugsgrenzwert
(G-Wert) wurde unter Verwendung des "Up-Down"-Verfahrens bestimmt
(W. Dixon, Efficient Analysis of Experimental Observations, Ann.
Rev. Pharmacol. Toxicol. 1980, 20: 441–62). In diesem Musterbeispiel
wird die Untersuchung mit dem 2,0 g-Haar begonnen, dem mittlerem
Haar der Reihe. Die Reize werden immer in einer aufeinanderfolgenden
Weise angeboten, ob auf- oder absteigend. In Abwesenheit einer Pfotenrückzugsreaktion
auf das anfänglich
ausgewählte
Haar wird ein stärkerer
Reiz angeboten. Falls die Pfote zurückgezogen wird, wird dann der
nächste
schwächere
Reiz ausgewählt.
Eine optimale Grenzwertberechnung durch dieses Verfahren erfordert
sechs Reaktionen in der unmittelbaren Nachbarschaft des 50 %-Grenzwertes.
Da der Grenzwert unbekannt ist, können Ketten ähnlicher
Reaktionen erzeugt werden, wenn man sich dem Grenzwert von einer
beliebigen Richtung annähert.
Obwohl alle Reaktionen notiert werden, beginnt das Zählen der
kritischen 6 Datenpunkte entsprechend erst, wenn der Reaktionsgrenzwert überquert
wurde, worauf die zwei Reaktionen, die den Grenzwert spreizen, rückwirkend
als die ersten zwei Reaktionen der Reihe von sechs bezeichnet werden.
Vier zusätzliche
Reaktionen auf die fortgesetzte Anbietung von Reizen, die sequenziell
nach oben oder unten variiert werden, auf Basis der Reaktion der
Ratte, stellen den Rest der Reihe dar.
-
So
variierte die gesammelte Anzahl von tatsächlichen Reaktionen von einem
Minimum von 4 (im Ball des Zurückziehens
der Pfote sequenziell auf das erste Haar, 2,0 g, absteigend bis
zum schwächsten Haar,
0,4 g: der Grenzwert liegt unterhalb des Bereichs der tatsächlichen
Reize) bis zu einem Maximum von 9 (für den Fall, daß das erste
Zurückziehen bei
der Anbietung des fünften
aufsteigenden Reizes mit 15,1 g auftritt, gefolgt von Hervorrufen
von vier zusätzlichen
Reaktionen, unter der Annahme, daß die Zurückziehungen bei oder unterhalb
15,1 g weiterhin auftreten). In Fällen, in denen kontinuierliche positive
oder negative Reaktionen fortgesetzt bis zur Erschöpfung des
Reizsatzes beobachtet werden, werden die Werte von 15,00 g bzw.
0,25 g zugewiesen. Das resultierende Muster von positiven und negativen
Reaktionen wird unter Verwendung der Konvention X = Zurückziehen
(positive Reaktion), 0 = kein Zurückziehen (negative Reaktion)
tabuliert, und der 50 %-Reaktionsgrenzwert wird unter Verwendung
der Formel 50 % Gramm-Grenzwert = (10[Xf=kδ])/10 000 interpoliert, worin
Xf der Wert (in logarithmischen Einheiten) der letzten von-Frey-Haar-Verwendung
ist, k der Wert aus der Tabelle ist, die für das Muster von positiven
und negativen Reaktionen hergestellt wurde, und δ die mittlere Differenz (in
logarithmischen Einheiten) zwischen den Reizen ist.
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7 (Kontrolle,
n=8) zeigt, daß die
intrathekale Verabreichung von BOTOX® an
die neuropathischen Ratten in einer Konzentration von 0,625 E/kg, 0,03
ng/kg (n=11), oder von 3,125 E/kg, 0,15 ng/kg (n=9), deutlich die
Allodynie in Ratten reduzierte, und daß die analgetische Wirkung
für mehr
als eine Woche andauerte. Die Zeitintervalle entlang der x-Achse in 4 sind
die Zeit nach intrathekaler Verabreichung des BOTOX®. Ein
höherer
G-Wert zeigt an, daß eine
höhere
Kraft erforderlich ist, bevor die Pfote zurückgezogen wird.
-
Die
obigen Beispiele zeigen, daß die
intrathekale Verabreichung von Botulinumtoxin Typ A eine betonte
und langandauernde analgetische Wirkung sowohl auf den inflammatorischen
als auch auf den neuropathischen Schmerz hat, und daß die analgetische
Wirkung dosisabhängig
und ortsspezifisch ist.
-
Zusätzliche
Beobachtungen zeigten, daß intrathekales
BOTOX® in
den verwendeten Dosen keine signifikante Veränderung des Blutdrucks erzeugte und
zusätzlich
keinen signifikanten motorischen Mangel an den Versuchsratten verursachte.
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BEISPIEL 6
-
Behandlung
von Enzündungsschmerz
-
Ein
Patient im Alter von 45 Jahren, der akuten Entzündungsschmerz erfährt, wird
durch intrathekale Behandlung, zum Beispiel durch Spinalpunktion in
die lumbale Region, mit ca. 0,1 bis 30 E/kg Botulinumtoxin Typ A
behandelt. Die besondere Toxindosis und der besondere Injektionsort
sowie die Häufigkeit der
Toxinverabreichungen hängen
von einer Vielzahl von Faktoren innerhalb des Fachwissens des behandelnden
Arztes wie zuvor dargestellt ab. Innerhalb von 1 bis 7 Tagen nach
der Toxinverabreichung ist der Schmerz des Patienten substantiell
gelindert.
-
Das
Botulinumtoxin kann in unterschiedlichen spinalen Mengen injiziert
werden, um unterschiedliche Dermosome zu behandeln, d.h. um Schmerz
in verschiedenen Körperteilen
zu behandeln. Zusätzlich
kann ein Katheter perkutan in den Intrathekalraum über eine
Lumbalpunktion in der Wirbelhöhe
L3-4 oder L4-5 unter Verwendung einer Tuohy-Nadel eingeführt werden.
Wenn der CSF-Fluß erkennbar
ist, wird ein Silastic-Katheter hirnwärts unter Verwendung eines
C-Arms zur Überprüfung der
Katheterplazierung eingefädelt.
Der Katheter kann an verschiedene Wirbelorte vorgeschoben und/oder
mit unterschiedlichen Dosiskonzentrationen verwendet werden, um
unterschiedliche Typen von Schmerz und/oder Spastik zu behandeln.
So kann der Katheter innerhalb des Intrathekalraums auf der dermatomalen
Ebene des erfahrenen Schmerzes oder der erfahrenen Spastik plaziert
werden.
-
BEISPIEL 7
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Behandlung
von neuropathischem Schmerz
-
Ein
Patient im Alter von 36 Jahren, der Schmerz neuropathischen Ursprungs
erfährt,
wird durch intrathekale Verabreichung durch Spinalpunktion in die
lumbale Region von ca. 0,1 bis 30 E/kg Botulinumtoxin Typ A behandelt.
Innerhalb von 1-7 Tagen werden die Schmerzsymptome substantiell
gelindert.
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BEISPIEL 8
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Behandlung
von Schmerz im Anschluß an
Rückenmarksverletzung
-
Ein
Patient im Alter von 39 Jahren, der Schmerz im Anschluß an eine
Rückenmarksverletzung
erfährt,
wird durch intrathekale Verabreichung, zum Beispiel durch Spinalpunktion
oder durch Katheterisierung, in das Rückenmark, wie zum Beispiel
in die lumbale Region des Rückenmarks,
mit ca. 0,1 bis 30 E/kg Botulinumtoxin Typ A behandelt. Die besondere
Toxindosis und der besondere Injektionsort sowie die Häufigkeit
der Toxinverabreichungen hängen von
einer Vielzahl von Faktoren im Fachkönnen des behandelnden Arztes
wie zuvor dargestellt ab. Innerhalb von 1-7 Tagen nach der Toxinverabreichung
ist der Schmerz des Patienten substantiell gelindert.
-
BEISPIEL 9
-
Behandlung
von Schmerz im Anschluß an
Gliedmaßenverletzung
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Ein
Patient im Alter von 51 Jahren, der Schmerz im Anschluß an eine
Verletzung seiner Hand, seines Arms, Fußes oder Beins erfährt, wird durch
intrathekale Verabreichung, zum Beispiel durch Spinalpunktion oder
durch Katheterisierung, in das Rückenmark,
wie zum Beispiel in die lumbale Region des Rückenmarks, mit ca. 0,1 bis
30 E/kg Botulinumtoxin Typ A behandelt. Die besondere Toxindosis
und der besondere Injektionsort sowie die Häufigkeit der Toxinverabreichungen
hängen
von einer Vielzahl von Faktoren innerhalb des Fachwissens des behandelnden
Arztes wie zuvor dargestellt ab. Innerhalb von 1-7 Tagen nach der
Toxinverabreichung ist der Schmerz des Patienten substantiell gelindert.
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BEISPIEL 10
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Behandlung
von mit Krebs verbundenem Schmerz
-
Ein
Patient im Alter von 63 Jahren, der an mit Krebs verbundenem Schmerz
leidet, wird durch intrathekale Verabreichung, zum Beispiel durch
Spinalpunktion oder durch Katheterisierung in das Rückenmark,
wie zum Beispiel in die lumbale Region des Rückenmarks, mit ca. 0,1 bis
30 E/kg Botulinumtoxin Typ A behandelt. Die besondere Toxindosis
und der besondere Injektionsort sowie die Häufigkeit der Toxinverabreichungen
hängen
von einer Vielzahl von Faktoren innerhalb des Fachwissens des behandelnden
Arztes wie zuvor dargestellt ab. Innerhalb von 1–7 Tagen nach der Toxinverabreichung
ist der Schmerz des Patienten substantiell gelindert.
-
BEISPIEL 11
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Behandlung von mit Diabetes
verbundenem Schmerz
-
Ein
Patient im Alter von 47 Jahren, der an mit Diabetes verbundenem
Schmerz leidet, wird durch intrathekale Verabreichung, zum Beispiel
durch Spinalpunktion oder durch Katheterisierung in das Rückenmark,
wie zum Beispiel in die lumbale Region des Rückenmarks, mit ca. 0,1 bis
30 E/kg Botulinumtoxin Typ A behandelt. Die besondere Toxindosis
und der besondere Injektionsort sowie die Häufigkeit der Toxinverabreichungen
hängen
von einer Vielzahl von Faktoren innerhalb des Fachwissens des behandelnden
Arztes wie zuvor dargestellt ab. Innerhalb von 1–7 Tagen nach der Toxinverabreichung
ist der Schmerz des Patienten substantiell gelindert.
-
Ein
hier offenbartes erfindungsgemäßes intraspinales
Neurotoxinverabreichungsverfahren zur Behandlung von Schmerz hat
viele Vorzüge
und Vorteile, einschließlich
der folgenden:
- 1. Die Schmerzsymptome können dramatisch
reduziert werden.
- 2. Die Schmerzsymptome können
für ca.
2 bis ca. 4 Monate pro Injektion von Neurotoxin reduziert werden.
- 3. Das injizierte Neurotoxin neigt dazu, eine ZNS-ortsspezifische
antinozizeptive Wirkung auszuüben.
- 4. Das injizierte Neurotoxin zeigt wenig oder keine Tendenz
zur Diffusion oder zum Transport weg vom ZNS-Injektionsort.
- 5. Wenige oder keine signifikanten unerwünschten Nebenwirkungen treten
aus der intraspinalen Injektion des Neurotoxins auf.
- 6. Die intraspinal injizierte Neurotoxinmenge kann beträchtlich
geringer als die Menge des gleichen Neurotoxins sein, die auf anderen
Verabreichungswegen erforderlich ist (d.h. intramuskulär, in den
Schließmuskel,
oral oder parenteral), um einen vergleichbaren Effekt zu erreichen.
- 7. Die antinozizeptiven Wirkungen der vorliegenden Verfahren
führen
häufig
zu den wünschenswerten
Nebeneffekten von größerer Patientenmobilität, einer
positiveren Einstellung und einer verbesserten Lebensqualität.
-
Obwohl
die vorliegende Erfindung im Detail in bezug auf bestimmte bevorzugte
Verfahren beschrieben wurde, sind andere Ausführungsformen, Versionen und
Modifikationen im Umfang der vorliegenden Erfindung möglich. Zum
Beispiel kann eine weite Vielzahl von Neurotoxinen wirksam in den
erfindungsgemäßen Verfahren
verwendet werden. Zusätzlich
schließt
die vorliegende Erfindung intraspinale Verabreichungsverfahren ein,
worin zwei oder mehr Neurotoxine, wie zwei oder mehr Botulinumtoxine,
gleichzeitig oder aufeinanderfolgend verabreicht werden. Zum Beispiel
kann Botulinumtoxin Typ A intraspinal verabreicht werden, bis sich
ein Verlust an klinischer Reaktion oder neutralisierende Antikörper entwickeln,
gefolgt von der Verabreichung von Botulinumtoxin Typ E. Alternativ
kann eine Kombination aus beliebigen zwei oder mehr der Botulinum-Serotypen
A-G intraspinal verabreicht werden, um das Einsetzen und die Dauer
des gewünschten therapeutischen
Ergebnisses zu steuern. Außerdem können Nicht-Neurotoxinverbindungen
intraspinal vor, gleichzeitig mit oder im Anschluß an die
Verabreichung des Neurotoxins verabreicht werden, um eine verbundene
Wirkung bereitzustellen, wie zum Beispiel ein gesteigertes oder
schnelleres Einsetzen von Analgesie, bevor das Neurotoxin, wie ein
Botulinumtoxin, seine analgetische Wirkung auszuüben beginnt.
-
Unsere
Erfindung schließt
in ihrem Umfang ebenfalls die Verwendung eines Neurotoxins, und zwar
eines Botulinumtoxins, in der Herstellung eines Medikaments zur
Behandlung von Schmerz durch intraspinale Verabreichung des Neurotoxins
ein.
-
Entsprechend
sollte der Umfang der folgenden Ansprüche nicht auf die Beschreibungen
der oben dargestellten bevorzugten Ausführungsformen beschränkt werden.